00:00:00: Hallo und herzlich willkommen zu Kopfherz Erfolgt, dein Podcast für eine erfüllte Karriere.
00:00:13: Ich bin Janike und ich habe heute eine Autorin bei mir, und zwar Marta Duczinski.
00:00:18: Sie hat das Buch "Konsequenz 60% mit weniger Arbeit mehr erreichen" geschrieben und als
00:00:22: ich den Titel gelesen habe, wusste ich, diese Frau möchte ich hier im Podcast haben.
00:00:27: Denn aus meiner Sicht ist es ein absolut attraktives Ziel mit 60% Einsatz, 100% zu erreichen.
00:00:33: Wer würde dem widersprechen, oder?
00:00:35: Ich spreche heute mit Marta darüber, wie wir dorthin kommen können, wirklich ein gutes
00:00:41: Energiemanagement zu haben, wirklich zu schauen, wie geht es uns, welche Aufgaben können wir
00:00:46: wann gut machen, welche Methoden können wir dazu nutzen.
00:00:49: Sie hat auch ein neues Tool mitgebracht, wie Marta Magenframf Matrix, statt der Eisenhower
00:00:55: Matrix, denn sie sagt, die Eisenhower Matrix, ein Tool für Produktivität funktioniert einfach
00:01:00: nicht für alle Menschen, eigentlich nur für ziemlich wenige.
00:01:03: Und deswegen hat sie ein anderes Tool entwickelt und über das sprechen wir heute.
00:01:07: Also, sei gespannt auf eine andere Herangehensweise an das Thema Produktivität und zwar eine
00:01:14: sehr menschenzentrierte.
00:01:16: Also, ich fand das Gespräch mit Marta sehr bereichern.
00:01:18: Ich bin mir sicher, dir wird es genauso gehen und kann schon mal vorweg nehmen.
00:01:22: Sie singt sogar in dieser Podcastfolge.
00:01:25: Also, viel Spaß beim hören, dein Nike.
00:01:27: Marta, erstmal schön, dass du da bist.
00:01:35: Du hast ja das Buch geschrieben, konsequent 60 Prozent mit weniger Arbeit mehr erreichen.
00:01:39: Das ist übrigens ein Slogan, den ich absolut unterstützen und unterschreiben kann.
00:01:43: Für dich eine sehr gute Herangehensweise.
00:01:45: Was hat dich dazu inspiriert, dieses Buch zu schreiben?
00:01:48: Also, Inspiration klingt ja nach Lebensqualität und Erfüllung.
00:01:53: Bei mir war der Anlass tatsächlich ein weniger angenehmer und zwar, weil ich erst an Covid
00:01:58: erkrankt bin und dann an Long Covid.
00:02:00: Und es war am Anfang eigentlich eher so ein Witz, dass ich meinte, so ja, dadurch, dass
00:02:05: ich immer Kopfweh habe und dass ich immer müde bin und schlapp und mich nicht konzentrieren
00:02:08: kann, muss ich jetzt halt in weniger Zeit einfach irgendwie meine Arbeit gebacken bekommen,
00:02:13: bevor mein Körper mich halt ins Bett zurück zwingt und habe dann immer so rumgewitzelt,
00:02:16: boah ja, am Ende kommt noch so ein Produktivitäts-Podcast bei rum.
00:02:20: Und ja, und aus diesem Witz wurde dann halt irgendwie nach und nach eben so diese Idee,
00:02:24: dann vielleicht tatsächlich das Buch zu schreiben.
00:02:26: Und genau, daraus ist dann quasi das entstanden, was auf der einen Seite geht, ist eben darum,
00:02:31: in weniger Zeit irgendwie trotzdem sein Leben zu organisieren.
00:02:33: Und auf der anderen Seite dann aber auch meine Gedanken, meine persönlichen Erfahrungen eben
00:02:38: mit dieser Krankheit, die ich jetzt seit zweieinhalb Jahren irgendwie mit mir rumschleppe.
00:02:41: Und gleichzeitig ganz viel rund um grundsätzlich Arbeitsmarkt, Wertschätzung, wer wie bei uns
00:02:46: in der Gesellschaft Leistung definiert.
00:02:48: Ich hatte auch selber ein paar Mal Corona, aber Gott sei Dank halt kein Long Covid und
00:02:53: alle, die ich gesprochen habe, die das haben, es muss schrecklich sein.
00:02:57: Wie war das für dich?
00:02:58: Ja, also die ersten paar Wochen oder Monate hoffst du ja, dass es irgendwann weggeht.
00:03:04: Also ich weiß noch so am Anfang dachte ich ja vielleicht so noch eine Woche oder noch
00:03:08: zwei Wochen, dann denkst du ja vielleicht dann bis zum Urlaub.
00:03:11: Und ich weiß noch so in den ersten Monaten dachte ich, boah, wie fürchterlich wäre es,
00:03:16: wenn ich ein halbes Jahr lang das hätte, so sechs Monate, weil so mein absolutes Worst
00:03:20: Case-Szenario.
00:03:21: Und ja, dann waren die sechs Monate vorbei, aber Long Covid war halt nicht vorbei.
00:03:26: Und das war dann natürlich auch ein sehr, sehr schmerzhafter Prozess, sich von denen
00:03:31: zu verabschieden, wer ich mal war.
00:03:33: Also ich war immer eine sehr, sehr tatendustige Person, immer eine sehr, sehr aktive Person,
00:03:38: wissbierige Person.
00:03:39: Und ich bin das natürlich immer noch, aber mein Körper erlaubt mir das halt nicht mal
00:03:44: auszuleben.
00:03:45: Und das heißt, es ist halt ein ständiger Kampf gegen dich selber, die Faktor.
00:03:49: So, dass du sagst, ich habe immer noch super viel Taten drangen und ich will super viel
00:03:53: machen, aber dein Körper sagt, nee, du gehst jetzt ins Bett.
00:03:56: Und das ist schon sehr, sehr schmerzhaft.
00:03:58: Und auf der einen Seite hatte ich den Lernprozess, aber ich würde lügen, wenn ich sagen würde,
00:04:02: dass ich damit nicht mehr zu hardern habe, dass ich mich einfach mit meinem Schicksal
00:04:05: abgefunden habe und damit, dass ich jetzt einfach viel, viel weniger machen kann als vorher.
00:04:09: Es erinnert mich so ein bisschen an eine Mini-Erfahrung im Vergleich dazu.
00:04:13: Ich bin ja mal den Jakobsweg gepilgert.
00:04:15: Und da war das auch so ein starker Unterschied zwischen, was erlaubt mir mein Körper und
00:04:21: was will ich so mental, weil ich irgendwann dann eine Fußverletzung hatte und wollte
00:04:26: unbedingt diesen Weg laufen und ans Ziel kommen.
00:04:29: Und ich habe dann gesessen auf einer Bank und wollte wieder aufstehen und weitergehen.
00:04:34: Und es war so ein Schritt, wo ich wusste, das funktioniert hier nicht.
00:04:36: Es wird hier nichts.
00:04:37: Und es war so frustrierend, dieser Spagat zwischen mental und körperlich.
00:04:43: Und ich stelle mir das richtig belastend vor.
00:04:46: Es tut mir sehr, sehr leid, für dich und alle, die Long Covid bekommen haben, so was mitmachen zu müssen.
00:04:53: Also das Zynische an der Geschichte ist ja, dass die Gründe, die Ursachen unterschiedlich sind.
00:04:58: Aber wir kennen das in irgendeiner Form alle.
00:05:01: Wir sind alle erschöpft aus verschiedenen Gründen.
00:05:04: Und wir sind alle darauf sozialisiert und darauf getrimmt, unseren Körper zu bändigen.
00:05:08: Also das ist auch ein Thema, auf das ich in dem Buch auch viel eingehe.
00:05:12: Genau das, was du beschreibst, die frustriert ist, dass quasi unser Körper den Takt vorgibt.
00:05:17: Weil wir so gelernt haben, dass wir diszipliniert sein müssen, aus der Komfortzone raus
00:05:22: und all diese super ungesunden Dokumen.
00:05:25: Und das einfach auch, das kriegst du nicht einfach so abgewöhnt.
00:05:28: Das sitzt sehr tief.
00:05:30: Aber das hat ja auch ganz viel damit zu tun, warum so viele Leute an Burnout leiden
00:05:34: und verschiedene andere mentale Krankheiten haben.
00:05:36: Weil wir die Warnsignale unseres Körpers immer wieder ignorieren.
00:05:39: Und er dann irgendwann halt einfach rabiatere Maßnahmen ergreifen muss, um zu zeigen,
00:05:45: so hey, Leute, ich bin hier kein irgendwie wildes Tier,
00:05:47: dass man irgendwie bändigen und zurechtpeitschen muss.
00:05:50: Ich bin Teil von dir und wenn du mit meinen Ressourcen nicht verantwortungsvoll umgehst,
00:05:54: dann wird das für dich Konsequenzen haben.
00:05:56: Und dann fällst du vielleicht länger aus, als wenn du ab und zu vorher eine Pause gemacht hättest.
00:06:01: Wie war es für dich in der ersten Zeit, du hast ja auch einen guten Job oder einen Job,
00:06:05: in dem du viel gefragt bist.
00:06:07: Wie war es für dich, da plötzlich anders arbeiten zu müssen?
00:06:11: Also ich stelle mir vor, dass du ja auch nicht alle Lösungen parat hattest sofort.
00:06:15: Nee, also für mich war ich spult kurz ein bisschen davor zurück.
00:06:18: Also ich war vier Jahre lang im Bundespresseamt.
00:06:20: Ich war dort Referentin im höheren Dienst,
00:06:23: war dann zwei Jahre lang Pressesprecherin bei Mercedes-Benz Deutschland
00:06:26: und hatte parallel quasi eine ursprüngliche Ehrenamtliche Organisation hochgezogen,
00:06:30: eine dünnliche Swans-Initiative und heißt immer noch so.
00:06:34: Und hatte im September 2021 bin ich bei Mercedes raus,
00:06:39: weil mein Vertrag sowieso ausgelaufen war.
00:06:41: Also ich hatte jetzt nicht gekündigt um zu gründen, ich war eher aus
00:06:44: und dachte, das ist vielleicht so ein bisschen der Tritt in den Hintern,
00:06:47: den ich brauche um mich jetzt so voll hinter Swans zu klemmen,
00:06:50: das nicht mal so mit angezogener Handbremse neben dem vollbezeiten Job zu machen.
00:06:54: Und das ist für mich so die große, bittere Ironie der Geschichte,
00:06:57: weil ich halt wenige Monate später dann an Covid und einer Long Covid erkrankt bin.
00:07:02: Und das heißt aus diesem nicht mehr mit angezogenen Handbremse fahren,
00:07:05: wurde ein mit anderer angezogenen Handbremse fahren.
00:07:08: Mir ist es wichtig diesen Kontext zu sagen,
00:07:10: weil ich einordnen kann und will um ihr dessen bewusst zu sind,
00:07:13: dass meine Arbeitsbedingungen und meine Lebensbedingungen überhaupt nicht repräsentativ sind.
00:07:18: Also ich wohne alleine, ich habe keine Kinder,
00:07:21: ich habe keine Pflegebedürftigen Angehörigen.
00:07:23: Ich leite meine eigene Organisation und arbeite von zu Hause aus.
00:07:27: Nur wegen dieser Faktoren ist es überhaupt möglich für mich weiterzuarbeiten.
00:07:31: Und ich weiß, dass viele, viele andere Menschen,
00:07:33: die in Anstellungsverhältnissen sind, die andere Verantwortung haben,
00:07:36: natürlich jetzt nur bitter auflachen,
00:07:38: weil das für sie überhaupt keine realistische Perspektive ist.
00:07:41: Und das heißt immer, wenn Leute meinen, toll, was du trotzdem alles schaffst
00:07:44: oder du machst immer noch so viel, sage ich, das stimmt,
00:07:46: hat auch viel damit zu tun, wer ich als Person bin, was für ein Drive ich irgendwie Antrieb auch habe.
00:07:51: Mir ist aber auch sehr wohl bewusst, dass das auch mit vielen Faktoren zu tun hat,
00:07:54: die Leute in ihrem Leben nicht so selbstbestimmt sich aussuchen können wie ich.
00:07:58: Und das bedeutet, dass ich von Anfang an, also in den ersten Wochen war das am aller aller Schlimmsten,
00:08:03: weil da ging gar nichts.
00:08:04: Also ich konnte nicht mal irgendwie Serien Netflix gucken,
00:08:07: weil mein Kopfweh einfach so krass war.
00:08:09: Aber hat halt auch bedeutet, dass ich von Tag 1 halt sagen konnte,
00:08:12: hey, wenn ich meinen Kopfweh nicht mehr ertrage,
00:08:15: dann mache ich halt den Rechno zu und leg mich hin.
00:08:17: So, ich weiß, dass das eine Selbstbestimmung ist,
00:08:19: die halt viele Leute in angestellten Verhältnissen nicht haben,
00:08:22: dass ich Termine regelmäßig absagen konnte,
00:08:24: meinte, hey, mir geht es gerade besonders schlecht.
00:08:26: Also es ist jetzt nicht so, dass es mit Tag und Gepuls mir wirklich gut geht.
00:08:30: Aber ich kann halt, das ist ja auch so eine klassische Frage,
00:08:32: die viele andere Leute auch kennen, so, wie schlecht muss es mir gehen,
00:08:36: bis es legitim ist, sich krank zu melden.
00:08:38: So was ist so dieser Normalzustand von Beschissen?
00:08:41: Oder welche Zustand ist es dann in Ordnung zu sagen, okay, jetzt aber praktisch nicht mehr?
00:08:46: Und das heißt, gerade in den ersten Wochen war das für mich aber auch viel
00:08:51: so ein bisschen aufschieben, wo ich gesagt habe,
00:08:53: heute geht es mir nicht so gut, in zwei Wochen ist das bestimmt vorbei.
00:08:56: Und zwei Wochen später bin ich da in tiefes Loch gefallen,
00:08:58: weil ich mich somit in die Termine vollgepackt hatte,
00:09:00: wie da allen absagen musste.
00:09:02: Das aber alles, wie gesagt, ist mir halt wichtig immer zu betonen,
00:09:05: innerhalb eines Kontextes, wo ich auch sehr, sehr selbstbestimmt
00:09:07: mit meinen Ressourcen umgehen kann.
00:09:09: Wo ich ein Team habe, ein ehrenamtliches und hauptamtliches Team,
00:09:12: die natürlich Verständnis dafür haben,
00:09:14: wir versuchen als Organisation natürlich solche Themen auch mit Empathie zu behandeln
00:09:19: und gleichzeitig nach außen hin, ich eben auch als Geschäftsführer,
00:09:22: Gesellschafterin einer Organisation andere Bestimmungsmöglichkeiten habe,
00:09:27: wenn es darum geht, Termine wahrzunehmen oder eben auch abzusagen,
00:09:29: Arbeitsaufträge zu verteilen, auch zu delegieren,
00:09:33: was ja auch ein großes Privilegienthema ist,
00:09:35: hat man Leute an die man Sachen weitergeben kann?
00:09:37: Oder ist man die Person, bei der immer alles liegen bleibt?
00:09:40: Und gleichzeitig dann eben auch mir meine eigene Zeit ganz anders
00:09:43: und viel flexibler einzuteilen, als viele andere es machen können.
00:09:46: Das denke ich auch immer wieder.
00:09:47: Ich bin ja selbstständig und habe auch ein kleines Team
00:09:50: und es ist einfach so eine andere Geschichte,
00:09:53: als in der Anstellungsverhältnis zu sein
00:09:55: und auch Familie und Beruf zu vereinbaren,
00:09:58: ist einfach eine ganz andere Nummer
00:10:00: und da habe ich einfach dankenswerter Weise
00:10:02: eine ganz andere Flexibilität und Freiheit, darauf eingehen zu können.
00:10:06: Was waren denn die ersten Schritte, die du unternommen hast,
00:10:09: um anders zu arbeiten?
00:10:11: Ja, also ich glaube, das klingt jetzt wieder so ein bisschen latinspirituell,
00:10:15: aber tatsächlich auf den Körper hören.
00:10:17: Also so zu merken, jetzt geht es, jetzt geht es nicht.
00:10:22: Und vor allem auch eine relativ schmerzhafte Erfahrung.
00:10:26: Wenn ich ein leises Signal ignoriere, dann wird ein lautes Signal kommen.
00:10:30: Also auch diese Auseinandersetzung,
00:10:33: ob ich Grenzen bewusst überschreite meines Körpers
00:10:37: und in Kauf nehme ich dafür später einen Preis zu zahlen.
00:10:40: Und also so ganz klassisches Beispiel bei mir ist,
00:10:42: zum Beispiel wenn ich auf Veranstaltung bin,
00:10:44: dann denken Leute, das scheint es ja super zu gehen,
00:10:46: die springt und hüpft hier rum und ist ja alles gut.
00:10:48: Da sage ich so, ja, aber ich habe jetzt quasi Kraft vorinvestiert
00:10:53: und die nächsten zwei, drei Tage werde ich im Bett liegen.
00:10:56: Das seht ihr dann halt nicht.
00:10:57: Ihr seht mich auf der einen Veranstaltung, auf der ich aktiv bin
00:11:00: und dann die anderen, auf denen ihr das halt nicht seht,
00:11:03: wo ich dann halt im Bett liege.
00:11:04: Und das heißt für mich ist ein wichtiger Prozess gewesen,
00:11:07: dieses mir selber keine Vorbefür zu machen, wenn ich nicht mehr kann.
00:11:13: Was ein sehr, sehr, sehr schwieriger Prozess ist,
00:11:16: zu sagen, es geht einfach nichts.
00:11:18: Und auch so ein bisschen diesen internalisierten Leistungsdruck,
00:11:22: diesen internalisierten Kapitalismus,
00:11:24: irgendwie als solchen auch zu erkennen und zu sagen,
00:11:26: wenn es nicht geht, dann geht es einfach nicht.
00:11:28: Und die Vorhose, für die wir uns selber machen,
00:11:30: wenn wir etwas nicht schaffen, wenn wir nicht hinterherkommen,
00:11:33: die kosten uns ja noch viel mehr Kraft,
00:11:36: wo wir dann erst recht keine Kraft haben, um die Aufgaben zu erledigen.
00:11:38: Und das heißt, das war für mich die wichtigste Lektion.
00:11:41: Wie gesagt, ich sage nicht, dass mir das immer gelingt.
00:11:44: Ich würde sagen, konsequent 60 Prozent.
00:11:46: Aber dieses grundsätzlich netter zu mir selber zu sein,
00:11:50: das war der wichtigste Schritt zu sagen,
00:11:51: wenn der Körper das nicht mitmacht, dann macht er das nicht mit.
00:11:54: Und wenn wir das bekämpfen, wird die Sache nur schlimmer.
00:11:56: Und wenn ich mir Vorwürfe mache, wird das nur schlimmer.
00:11:59: Und wenn man das schon nicht macht aus selbstfür Sorge
00:12:02: oder um sich selber was Gutes zu tun,
00:12:03: um mit seiner Gesundheit verantwortungsbewusst umzugehen,
00:12:06: da kann man es ja wenigstens machen, wenn man dann mehr schaffen kann.
00:12:09: Wenn man versucht, sich von diesen internen Vorwürfen
00:12:11: und von diesen internen Druck zu lösen.
00:12:14: Ja, wichtige Themen, die du ansprichst,
00:12:16: auf dem Körper zu hören, ich finde es so wichtig,
00:12:18: ich mache das seit einigen Jahren und auch mal mehr, mal weniger gut natürlich.
00:12:23: Aber es ist so, wie du sagst, du kriegst heftigere Signale,
00:12:28: je mehr du die kleinen Signale ignorierst.
00:12:30: Es ist so und war bei mir auch so.
00:12:32: Und es war auch ein Lernprozess.
00:12:34: Und es erinnert mich auch so ein bisschen an etwas,
00:12:36: das ich noch vor ein paar Jahren noch mal hatte.
00:12:38: Ich habe angefangen mit den Zehen zu knirschen,
00:12:41: hat meinen Zahnarzt mir gesagt
00:12:42: und hat dann gesagt, willst du eine Schiene haben, wo ich dachte,
00:12:45: nee, ich will wissen, warum knirsche ich mit den Zehen.
00:12:48: Und ich will diesen Stress abbauen und für mich lösen.
00:12:51: Also da wirklich auch hinzugucken und Schlüsse daraus zu ziehen,
00:12:54: anstatt da einfach drüber hinweg zu gehen.
00:12:55: Ganz, ganz wichtiges Thema.
00:12:57: Welche Methoden und Techniken empfiehlst du denn,
00:13:00: um mit 60 Prozent an 100 Prozent Ergebnis zu erzielen?
00:13:04: Geht das überhaupt?
00:13:06: Nicht für alle gleichermaßen,
00:13:07: dass es mit ein ganz elementarer Bestandteil des Buches,
00:13:10: in dem ich gerade über verschiedene Lebensrealitäten spreche.
00:13:13: Dass, wie gesagt, das, wie ich lebe,
00:13:15: auf der einen Seite sehr, sehr privilegiert ist
00:13:17: in einer strukturellen Perspektive.
00:13:19: Aber auf der anderen Seite, wie gesagt,
00:13:20: ich auch einfach als Individuroom
00:13:22: auch viele Lebensbedingungen habe, die nicht allgemeingültig sind.
00:13:25: Und deswegen ist es mir besonders wichtig,
00:13:27: also ich setze mich auch mit vielen anderen Ratgebern,
00:13:30: sowohl Zeitmanagement als auch Effizienz auseinander.
00:13:32: Die werden halt meistens von weißen Zisminern,
00:13:35: hauptsächlich aus den USA geschrieben.
00:13:37: Und die stellen dann in der Melektion als allgemeingültig da,
00:13:39: die für die meisten Menschen auf diesem Planeten
00:13:41: vollkommen realitätsfern sind.
00:13:42: Also mir geht es dann darum,
00:13:44: auch verschiedene Lebensrealitäten zu berücksichtigen.
00:13:47: Gerade zum Beispiel darum,
00:13:48: dass also ganz großes Thema ist ja Delegieren.
00:13:50: Männer können immer Delegieren, weil sie zu Hause eine Partnerin haben,
00:13:53: an der dann alles hängen bleibt, ob sie will oder nicht,
00:13:56: die dann auf der Arbeit Kolleginnen haben,
00:13:58: die entweder tatsächlich in der Formellen,
00:14:00: ob das jetzt irgendwie als Assistentin, als Praktikantin
00:14:03: oder in einer informellen Art,
00:14:04: an denen dann diese sogenannten Fleischbienchen Aufgaben hängen bleiben.
00:14:08: Das sind dann irgendwie immer die Frauen,
00:14:10: die das Geld für das Geburtstagsgeschenk sammeln
00:14:11: und die Karte rumgeben und so.
00:14:13: Und das heißt quasi die drei Grundlektionen,
00:14:17: die ich da habe, die sind jetzt per se keine Weltneuheiten,
00:14:20: aber ich ordne sie halt noch mal ein bisschen mehr kritisch
00:14:22: in verschiedene Lebensrealitäten mit ein.
00:14:24: Und so meine erste Grundregel ist eben das Thema,
00:14:28: dass es nicht um Zeitmanagement geht, sondern um unsere Kraft,
00:14:32: dass wir alle ganz genau wissen,
00:14:33: es gibt Dinge, die gehen uns super leicht von der Hand,
00:14:36: das kann nur ein paar Sekunden dauern,
00:14:38: aber wir kriegen uns dazu oft nicht aufgerafft,
00:14:40: weil uns in dem Moment einfach die Energie fehlt.
00:14:42: Das zweite Thema ist das Thema, was müssen wir machen
00:14:46: und wer entscheidet, was unsere Pflicht ist.
00:14:49: Da geht es auch darum, dass wir gerade als Frauen
00:14:51: uns auf eben unbezahlte Aufgaben aufdrücken lassen,
00:14:55: bis zu einem gewissen Brand oder uns aufgedrückt werden,
00:14:57: dass wir dazu sozialisiert sind
00:14:59: oder gerade auch Schwarze Menschen,
00:15:00: People of Color, BIPOC,
00:15:02: dass bei uns halt viele Sachen hängen bleiben,
00:15:03: die halt pristisch los sind,
00:15:05: während sich dann die Männer
00:15:06: um die pristisch-strechtigen Projekte kümmern können.
00:15:09: Die dritte Lektion ist dann das Thema Grenzen setzen und Nein sagen.
00:15:13: Und gerade auch in diesem Kontext, ganz wichtig,
00:15:15: dass eben gerade Frauen und Menschen
00:15:17: aus marginalisierten Communities
00:15:19: sich meistens nicht erlauben können,
00:15:21: so aufzutreten wie weiße Zismen.
00:15:23: Wenn wir Nein sagen, dann wird das weniger respektiert
00:15:26: und wir müssen gleichzeitig besonders höflich sein und bescheiden.
00:15:29: Und dann wird uns mal eingredet, wir haben dankbar zu sein
00:15:32: und quasi mit dem Thema umzugehen,
00:15:34: wie kann ich meine eigenen Grenzen erkennen?
00:15:36: Wie merke ich überhaupt, dass Grenzen überschritten werden?
00:15:39: Und dann Schritt für Schritt quasi Grenzen,
00:15:41: die vielleicht bisher nicht gewahrt wurden,
00:15:44: wie kriege ich mein Umfeld umerzogen,
00:15:46: dazu meine Grenzen künftig zu wahren.
00:15:49: Also das sind so quasi drei Grundregeln,
00:15:51: auf denen ich das aufbaue
00:15:52: und habe dann eine Methode entwickelt,
00:15:55: die ich analog zur Eisenhauer Matrix,
00:15:57: Martars Magenkrampfmatrix genannt habe.
00:16:00: Und da, also vielleicht kurz zur Einordnung,
00:16:03: nur bei Eisenhower, also bei einer Methode,
00:16:05: die nach Eisenhower benannt wurde von Steven Kowie,
00:16:08: gibt es quasi vier Boxen, in die man seine Aufgaben einteilt.
00:16:12: In die erste Box kommen Dinge, die sind wichtig und dringend.
00:16:16: In die zweite Box kommen Dinge, die wichtig sind,
00:16:18: aber nicht dringend.
00:16:21: In die dritte Box kommen Dinge, die dringend sind,
00:16:24: aber nicht wichtig.
00:16:26: Und in die vierte Box dekommen Sachen,
00:16:28: die weder wichtig noch dringend sind.
00:16:30: Und die Idee ist quasi A, wichtig und dringend,
00:16:33: das sind die Sachen, die man direkt jetzt erledigen muss,
00:16:36: weil sie genau jetzt sehr relevant sind,
00:16:38: als auch zeitkritisch.
00:16:39: B, das sind große, strukturelle, strategische Themen.
00:16:43: Also wichtig, aber nicht dringend,
00:16:44: also irgendwie Netzwerkaufbau, Vision und solche Themen,
00:16:48: die man sich dann quasi mit einer Deadline vornimmt,
00:16:50: künftig zu machen.
00:16:52: Dann in C kommen die Aufgaben, die eben nicht wichtig sind,
00:16:55: aber dringend.
00:16:56: Und das delegiert man.
00:16:58: Also die Idee von der Eisenhower Matrix ist,
00:17:01: du hast andere Leute, die deine Aufgaben erledigen können,
00:17:03: die du für nicht wichtig genug erachtest,
00:17:06: um sie selber zu erledigen.
00:17:08: Und in die Box dekommen Sachen,
00:17:09: die quasi weder wichtig noch dringend sind
00:17:11: und die man wegschmeißen kann.
00:17:13: Und diese Matrix ist natürlich aus vielerlei hin
00:17:15: sich problematisch, weil erstens bei uns ist ja genau das Problem,
00:17:18: dass wir meistens immer in der A-Box bleiben,
00:17:21: weil wir Sachen erst in dem Moment erledigen,
00:17:23: in dem sie dringend werden.
00:17:25: Und eben wie gesagt, die C ist natürlich besonders albern,
00:17:28: weil nicht alle können delegieren.
00:17:30: So das ist einfach eine Matrix,
00:17:31: die orientiert sich an Menschen,
00:17:33: bzw. Männern, die sich darauf verlassen können.
00:17:36: Irgendjemand wird die Arbeit schon für mich erledigen,
00:17:39: die ich für nicht wichtig relevant halte,
00:17:40: um sie selber zu machen.
00:17:42: Und deswegen habe ich versucht dafür,
00:17:43: ein inklusiveres quasi Format zu finden,
00:17:45: welches ich quasi eher so ein bisschen
00:17:47: aus meinem gelebten Alltag rausstrukturiert habe,
00:17:51: wie ich an meine Aufgaben gehe,
00:17:52: wo ich mich nämlich von diesem Themen quasi,
00:17:54: ob es etwas wichtig ist und dringend ist,
00:17:56: vollkommen gelöst habe, also bis zum gewissen Grad.
00:17:59: Ich bin jetzt nicht komplett frei von irgendwie
00:18:01: um zeitkritischen Themen fristen
00:18:03: und vor allem, wenn es um geht, irgendwie was Geld einbringen.
00:18:06: Aber dass ich für mich wegen meiner Kraft,
00:18:08: wegen meines Kopfwees, anders vorgehen muss.
00:18:10: Ich muss anders haushalten mit meiner Energie.
00:18:12: Und das heißt, meine Vierboxen sehen ein bisschen anders aus.
00:18:15: Was ich als allererstes erledige,
00:18:17: ist immer der Kleinkram, der super schnell geht.
00:18:20: Also was schnell und einfach geht, das können Emails sein,
00:18:23: das können irgendwie Termininnen reinstellen sein,
00:18:26: alles was schnell von der Hand geht, was man schnell weiterleiten,
00:18:28: was man schnell erledigen kann,
00:18:30: weil mich das sehr wenig Kraft kostet.
00:18:32: Und ich gleichzeitig viele kleine Erfolgserlebnisse habe.
00:18:35: Ich sage, ach cool, jetzt habe ich ganz viele kleine Sachen
00:18:37: aus dem Weg geräumt, das ist ja dann auch so ein kleiner Endorphin-Keg
00:18:40: für das Gehirn, das kennt ihr bestimmt auch alle,
00:18:42: wenn man sich von der To-do-Liste was streichen kann.
00:18:44: So das ist einfach ein gutes Gefühl.
00:18:46: Mein B sind die Sachen, die ich gerne mache,
00:18:49: auch wenn sie ein bisschen aufwendiger sind.
00:18:51: Für mich persönlich, das ist bei jeder Person was anderes,
00:18:55: für mich ist es zum Beispiel das Redigieren oder das Schreiben von Texten,
00:18:58: der eine oder andere Call.
00:19:00: Und bei C sind die Sachen, die anstrengend sind,
00:19:04: die von denen ich weiß, wenn ich das erledige,
00:19:06: dann ist mein Tag im Eimer.
00:19:07: Das können irgendwie Förderanträge sein,
00:19:09: das sind juristische Dokumente,
00:19:11: alles was mit Finanzplanung zu tun hat,
00:19:12: was mit Budgets zu tun hat,
00:19:14: was eben mit größeren Projekten zu tun hat,
00:19:16: strategische Themen.
00:19:18: Und meine Box D sind Sachen, die ich bewusst vertage,
00:19:23: weil sie mir Bauchschmerzen bereiten in diesem Moment.
00:19:25: Also daher kommt auch der Name Magenkrampf, Matrix,
00:19:28: weil es da eben auch darum geht, wieder netter zu mir selber zu sein.
00:19:32: und einfach zu sagen, wenn das jetzt gerade nicht geht, dann geht es jetzt einfach nicht.
00:19:36: Und natürlich ist es nicht so, dass uns alle Aufgaben eines Tages magisch von der Hand gehen werden.
00:19:41: Das hat auch seine Einschränkungen in der Realität. Nichtsdestotrotz kennt das, glaube ich, jede Person,
00:19:46: dass man sich irgendwie ganz lange von der Aufgabe drückt und sie einem ganz viel Bauchschmerzen bereitet.
00:19:51: Und eines Tages geht die irgendwie wie beiläufig ganz schnell von der Hand und man fragt sich,
00:19:55: "Hey, warum habe ich mich so lange davor gedrückt?"
00:19:57: Und dann geht es quasi darum, diese Erfahrung sich gezielt zu erlauben und sagen,
00:20:01: statt dass ich mir jetzt Vorwürfe dafür mache, dass ich das von mir her schiebe,
00:20:05: erkenne ich selbst gnädig an, es geht jetzt einfach gerade nicht
00:20:10: und werde das dementsprechend auf einen Zeitpunkt verschieben, an dem ihr das halt weniger Bauchschmerzen bereitet.
00:20:15: Und das heißt, in meiner Matrix ist es so, dass auch alle Punkte, die ich jetzt genannt habe,
00:20:20: auch Wildchen und Herrutschen, also jetzt vielleicht nicht die Sachen, die schnell von der Hand gehen,
00:20:23: aber eine Sache, die mir Bauchschmerzen bereitet, kann morgen schon in B sein,
00:20:27: ein bestimmter Call oder eine bestimmte Aufgabe.
00:20:30: Sachen, die ich lange von mir her schiebe, sind oft natürlich die großen Projekte,
00:20:34: die normalerweise dann in der C-Box landen, die aufwendig sind, die zeitkritisch sind,
00:20:38: wo ich da denke, ich muss irgendwie noch diesen Förderantrag schreiben,
00:20:41: ich muss noch dieses juristische Dokument aufsetzen oder irgendeine strategische Finanzplanung machen.
00:20:46: Aber wenn es jetzt gerade nicht geht, dann ist das halt auch in Ordnung.
00:20:49: Und das heißt, dass ich viele, der schon bekannten Methoden quasi zusammen verknüpft hat,
00:20:54: mit einer anderen Perspektive, auch mit einer ja diskriminierungskritischen Perspektive,
00:20:58: und gleichzeitig auch noch mal mit einer menschenfreundlichen, mit einer menschenzentrierten.
00:21:02: Also zum Beispiel so Konzepte wie "Eat the Frog", dass man die Kröte früh am Morgen schluckt,
00:21:06: bei mir einfach zum Beispiel überhaupt nicht realistisch ist,
00:21:09: weil in dem Moment, in dem ich eine große Aufgabe gemacht habe,
00:21:11: den ich halt für den Rest des Tages im Eimer, das geht nicht.
00:21:14: Und deswegen macht das für mich persönlich zum Beispiel mehr Sinn,
00:21:17: erst viele kleine Sachen zu machen und dann wirklich Raum zu schaffen für eine große Sache,
00:21:22: ohne dass mit 1.000 kleine Sachen im Kopf rumschwirren.
00:21:25: Und ich muss zum Beispiel auch nach zwei Stunden am Rechner mich wieder hinlegen.
00:21:28: Das heißt, ich habe so ein Wettrennen gegen mich selber, ich brauche keinen Tomatenwecker,
00:21:32: vom Odoro, der mir irgendwie alle 25 Minuten der Pause vorgibt,
00:21:35: so dass macht mein Körper von ganz alleine.
00:21:37: Aber ich glaube, das Allerwichtigste, was ich in dem Buch auf Versuche zu vermitteln ist,
00:21:41: es gibt keine allgemeingültigen Tipps, die für alle Menschen passen.
00:21:45: Man muss einfach schauen, was ist für meine Lebensrealität realistisch,
00:21:48: was ist für meine Arbeitsbedingungen realistisch,
00:21:50: was ist für mich als Persönlichkeit realistisch.
00:21:52: Und ich versuche quasi, existierende Methoden zusammen zu verknüpfen
00:21:55: mit meinen persönlichen Ansätzen und Erfahrungen
00:21:57: und eben verschiedene Aspekte mit reinzubringen,
00:22:00: die normalerweise dafür sorgen, dass viele Menschen sich von diesen Büchern eben nicht abgeholt werden,
00:22:05: weil sie vollkommen an ihrer eigenen Lebensrealität vorbeigeschrieben sind.
00:22:09: Ich kann das sehr unterstützen.
00:22:10: Ich habe letzte Woche noch so einen Tag gehabt, wo mir ab Mittags überhaupt nichts mehr von der Hand ging.
00:22:16: Und ich dachte nur, ich habe einfach keinen Bock, ich habe einfach keine Lust.
00:22:19: Und ich hatte aber etwas superwichtiges.
00:22:21: Und irgendwann habe ich gesagt, es mir jetzt auch egal.
00:22:24: Ich mache das einfach nicht.
00:22:26: Und ich gucke jetzt, entweder mache ich frei,
00:22:28: aber eigentlich konnte ich mir das nicht leisten, frei zu machen.
00:22:30: Oder wenn ich gucke, gibt es irgendwas, was mir jetzt Freude machen würde.
00:22:34: Und dann habe ich mich dafür entschieden.
00:22:36: Und ich bin da so vorangekommen, ich hatte so eine Begeisterung wieder.
00:22:39: Und deswegen finde ich diesen Aspekt so wertvoll, den du aufgreifst mit der Energie,
00:22:43: einfach zu gucken, was geht gerade und dadurch einfach auch zu tollen Ergebnissen kommen zu können.
00:22:50: Die sehen dann vielleicht anders aus, als man das erwartet hätte.
00:22:52: Oder vielleicht auch, als es in dem Moment wichtig gewesen wäre.
00:22:56: Aber über die lange Zeit, also bei mir zumindest, hat das wunderbar funktioniert.
00:23:00: Und so zeitkritisch war es dann ja auch wieder nicht.
00:23:02: Und so ein bisschen schieben kann man ja auch immer noch.
00:23:04: Also von daher, super wichtiger Aspekt, da auf die Energie zu achten.
00:23:08: Hast du Tipps in Sachen Energiemanagement, wie man da noch sensibler werden kann
00:23:12: und auch besser noch mal mitbekommen kann, wann es Zeit für welche Box ist von Mathas Magenkranz-Matrix?
00:23:19: Also ich benutze diese Begriffe immer wieder prozess, nicht ohne Grund.
00:23:23: Das ist jetzt nicht so von ein Tag auf ein Anderen, habe ich beschlossen,
00:23:26: so ich höre es meinem Körper zu und dann funktioniert das auch.
00:23:30: Also ich glaube, das ist eine Sache, wo wir auch immer sehr geduldig und gnädig mit uns selber sein müssen.
00:23:34: Wir haben irgendwie jahrzehntelang gelernt.
00:23:37: Es stelle ich nicht so an, reist dich am Riemen und schaffe schaffe Häuslebau, ich bin schwelb im Ursprünglich.
00:23:43: Das heißt, es dauert natürlich sehr lange, solche internalisierten Sachen auch wieder zu verlernen.
00:23:47: Und dann zu sagen, hey, was sind denn mögliche Signale?
00:23:51: Dass viele Leute ja gar nicht mehr darüber nachdenken, was es so selbstverständlich ist.
00:23:55: Ich habe übrigens auch eine Weißschiene.
00:23:57: Ich knirsche mindestens seit der fünften Klasse.
00:23:59: Ja, also das sind alles so Sachen, wo es so selbstverständlich ist, dass irgendwie alle Rückenschmerzen haben.
00:24:05: Wie normal das ist, dass Leute irgendwie in den 20ern, in den 30ern, Bandscheibenvorfälle haben.
00:24:11: Von so klassischen Mental health, also psychische Gesundheit wie Burnout und Panikattacken,
00:24:16: hat natürlich auch ein bisschen wieder was mit unserer Berlinblase zu tun,
00:24:20: dass diese Themen jetzt auch wesentlich destigmatisierter sind als früher.
00:24:24: Aber vieles davon weiß man eigentlich, wissen wir als Gesellschaft auch.
00:24:28: Das sehen wir auch zum Beispiel auch daran, wie das sprachlich verankert ist.
00:24:31: Wenn wir etwas zähneknirschend machen, davon kriege ich Bauchschmerzen.
00:24:36: Magengeschwüre, so dass sind ja alles sprachlich verankerte, also quasi sehr sehr tief in unserer Gesellschaft,
00:24:41: in unserem gesellschaftlichen Bewusstsein verankerte körperliche Signale,
00:24:45: die wir mit Stress assoziieren, die wir mit Überlastung assoziieren.
00:24:49: Und ich glaube, dass das eben so achtsamkeitsmäßig im Endeffekt das Thema ist, zu überlegen,
00:24:55: was habe ich denn für Symptome und woran merke ich das?
00:24:59: Es gibt ja auch ganz kleine Sachen zum Beispiel, wenn wir abends erleichtert sind, wenn jemand absagt.
00:25:04: Weil wir sagen, oh Gott sei Dank, dann kann ich muss sich das Haus heute nicht mehr verlassen.
00:25:08: Das ist auch schon ein Signal des Körpers, der sagt, hey, schalt mal einen Gang runter.
00:25:12: Und ich glaube, da ist es ganz viel wirklich dieses Lernen wieder in sich rein zu hören.
00:25:17: Was ist die individuelle Art meines Körpers, mir das zu sagen,
00:25:20: bevor ich dann wie gesagt einen Bandscheibenvorfall habe, irgendwie einen Kollaps habe oder was auch immer.
00:25:26: Und darauf aufbauen, dann quasi auch ein bisschen aktiver, aufmerksammer durch den Alltag zu gehen
00:25:32: und zu merken, oh, okay, jetzt ist das erste Signal.
00:25:36: Und dann immer zu überlegen, okay, was mache ich jetzt damit?
00:25:38: Bin ich bereit, das zu ignorieren und einen anderen Preis dafür, einen höheren Preis dafür zu zahlen?
00:25:45: Oder sehe ich, ah, okay, gut, jetzt weiß ich Bescheid.
00:25:48: Ich bin jetzt auf Reserve, wenn man so eine Automata benutzen möchte.
00:25:51: Sei ich, dann kann ich jetzt so und so weit fahren und dann bleibe ich erst mal stehen
00:25:54: und auf irgendwie zur nächsten Tanke 30 Kilometer laufen.
00:25:56: Also dieser Prozess, das wieder zuzuhören, das wieder aufmerksam mit dem eigenen Körper umzugehen
00:26:02: und dann für sich selber zu entscheiden, wie du damit umgehst, was auch realistisch ist.
00:26:06: Also wie gesagt, nicht in allen Lebensbedingungen kannst du gleichermaßen sagen,
00:26:10: mein Körper hat nein gesagt, ich leg mich jetzt ins Bett.
00:26:13: So, ich weiß, das interessiert deine Kinder zum Beispiel herzlich wenig.
00:26:16: Also das sind so Themen, das muss man sich dann schon bewusst sein.
00:26:18: Und ich glaube, was auch eine wichtige Sache ist, die ich auch in dem Buch explizit erwähne, ist,
00:26:23: dass wir uns nicht einreden lassen dürfen, wie wir uns zu erholen haben.
00:26:27: Also das ist vielleicht auch so ein Tipp oder eine Erkenntnis, die ich halt mitgeben möchte.
00:26:31: Jede Person muss für sich selber schauen, was ihr gut tut.
00:26:34: Und ich kann es nicht mehr hören, wie viele Leute mir irgendwie erzählt haben,
00:26:37: dass ich mehr meditieren und spazieren gehen soll.
00:26:40: Und ich so, wenn mein Kopf platzt und ich mich nicht konzentrieren kann.
00:26:44: Was meinst du, wie auch holsam es ist, wenn ich versuche, mich auf meinen Atem zu konzentrieren?
00:26:49: So das ist einfach eine überhaupt nicht realistische, angebliche Entspannungstraxis.
00:26:54: Spazieren gehen, ja.
00:26:56: Viele Leute auch mit chronischen Fatigue-Syndrom, ME/CFS oder Long Covid
00:27:00: haben eine Belastungsintoleranz.
00:27:02: Der Körper hat keine Kraft mehr.
00:27:04: Es gibt Leute, die gehen in die Reha, aber die Reha ist spezialisiert auf körperliche Sachen.
00:27:09: Die kommen rein, denen geht es nicht so gut, und gehen raus und sind im Rollstuhl.
00:27:13: Also, also, spazieren gehen ist halt auch nicht die Lösung aller Probleme.
00:27:16: Für mich persönlich war es zum Beispiel ein sehr langer Prozess,
00:27:19: der aber auch schon lange vorliegend Covid abgeschlossen war,
00:27:21: zu akzeptieren, dass ich mich in der Badewanne nicht entspannen kann.
00:27:25: Wir haben so eine große Konsumkultur, die dir versucht einzureden,
00:27:29: mit Schaumbad und Kerzen wüsste dich entspannen.
00:27:32: Aber vielleicht entspannt dich das nicht.
00:27:34: Vielleicht entspannt dich was völlig anderes.
00:27:36: Und deswegen auch für sich selber zu schauen, einfach auch wieder,
00:27:39: und ich weiß, ich las jetzt mal wieder und selber hören, was funktioniert für mich,
00:27:43: und ich lasse mich nicht von anderen einreden, was mich zu erholen hat und was nicht.
00:27:47: Du hast ja auch das Thema Grenzensätzen angesprochen.
00:27:50: Das finde ich auch nochmal ein sehr spannenden Aspekt,
00:27:52: weil das aus meiner Sicht wahnsinnig wichtig ist,
00:27:55: auch für erfülltes Arbeiten, aber nicht nur.
00:27:57: Und du hast auch gesagt, dass es so unterschiedlich ist,
00:28:00: wer die Grenzen setzen möchte.
00:28:03: Und dass wir aber dahin kommen können, dass die wieder akzeptierter werden.
00:28:08: Wie können wir das schaffen?
00:28:10: Also ich habe in dem Buch mit Nezsche Oktay-Gürde gesprochen,
00:28:14: die ist Link in Top Voice for Mental Health,
00:28:16: und hat als promovierte Psychologin eben auch so eine Schritt-für-Schritt-Anleitung
00:28:21: da drin quasi erklärt, wie man das macht.
00:28:23: Da geht es erstens darum, und das tut mir sehr leid,
00:28:27: aber das ist wieder etwas sehr Individuelles,
00:28:29: dass wir erstmal schauen müssen, womit fühle ich mich wohl
00:28:32: und ab wo fühle ich mich nicht mehr wohl.
00:28:34: Und da gibt es auch wieder kein richtig und kein falsch,
00:28:37: keine gesellschaftlichen Vorgaben.
00:28:39: Du musst für dich schauen, zum Beispiel,
00:28:41: wie lange dürfen Leute mich sitzen lassen, bis ich sauer werde.
00:28:45: Wie oft kann man mich versetzen, wie oft kann man spontan absagen,
00:28:49: wie oft darf die selbe Person das machen.
00:28:51: Das ist eine Sache, die wir selber so ein bisschen durch abtasten erfahren können.
00:28:55: Das kann auch um körperliche Grenzen gehen,
00:28:57: wer fasst mich an, wer fasst mich wo an.
00:29:00: Das können finanzielle Grenzen sein.
00:29:03: Da habe ich Leuten gesagt, dass es mir finanziell nicht gut geht,
00:29:05: und sie wollen mich trotzdem in teure Restaurants oder so was,
00:29:08: oder zu teuren Aktivitäten überreden.
00:29:10: Es gibt ja viele Grenzen in vielen verschiedenen Themen.
00:29:13: Natürlich auch beruflich, welche Aufgaben kann ich, will ich machen,
00:29:16: wie viel Pensum schaffe ich auch einmal.
00:29:19: Da ist es erstmal das Wichtigste, sich zu überlegen,
00:29:21: was stört mich und was nicht.
00:29:23: Auch da wieder, es gibt kein richtig und kein falsch,
00:29:26: es gibt Dinge, die mich nicht stören,
00:29:28: die andere Leute in den Wahnsinn treiben und umgekehrt.
00:29:30: Wo ich sage, ich würde mir das ja nicht bieten lassen,
00:29:33: und wenn andere Leute sagen,
00:29:35: ich will das nicht so wild,
00:29:37: das heißt, wir müssen unsere eigenen individuellen Grenzen
00:29:39: in den verschiedenen Bereichen erkennen.
00:29:41: Das Problem ist, dass wir in dem Moment,
00:29:44: in dem wir Menschen zum ersten Mal auf eine Grenze hinweisen,
00:29:48: diese, die meistens ignorieren,
00:29:50: weil sie das überhaupt nicht gewohnt sind,
00:29:53: und das heißt, es ist eine super frustrierende Erfahrung,
00:29:56: weil du sagst, jetzt habe ich mich schon überwunden
00:29:59: und bin für mich selber eingestanden,
00:30:01: dass gerade für Menschen aus marginalisierten Communities
00:30:04: so extra schwer ist, sich für seine eigenen Interessen
00:30:06: irgendwie stark zu machen.
00:30:08: Und dann habe ich mich schon überwunden,
00:30:10: es ist gemacht und es wird einfach ignoriert,
00:30:12: als ob ich gar nichts gemacht hätte.
00:30:14: Und das heißt, auf die Gefahr, dass ich mich überhole,
00:30:16: wir reden hier von einem Lehrprozess,
00:30:18: dass man das auch nochmal machen muss
00:30:21: und dann die Leute auch so ein bisschen umerziehen,
00:30:24: indem du das halt mehr als einmal machst
00:30:26: und nach dem ersten Mal nicht davon dich und mutigen lässt.
00:30:29: Und Nesche schreibt zum Beispiel auch,
00:30:31: oder sagt, bzw. nicht aufgeschrieben,
00:30:33: sagt zum Beispiel, das erste Schritt zum Nein sagen
00:30:37: ist nicht aktiv, Ja zu sagen.
00:30:41: Also wir kennen ja alle diese unangenehmen Geschichten,
00:30:44: und es ist natürlich gerade in einer Besprechung,
00:30:46: wo es dann eine unliebsame Aufgabe verteilt wird,
00:30:49: sagen wir zum Beispiel Protokoll schreiben.
00:30:51: Und hier ist diese Stille so unangenehm,
00:30:53: dass du sagst, okay, gut, ich mach's.
00:30:55: Und die Idee ist quasi erstmal, diese Stille auszuhalten,
00:30:58: dieses unangenehme Auszuhalten.
00:31:00: Und auch da sagt Nesche, das ist nicht so,
00:31:02: dass du beim ersten Mal direkt die Hand nicht hebst,
00:31:05: aber vielleicht dauert es eine Sekunde länger als früher.
00:31:08: Und beim zweiten Mal schaffst du es dann nicht aktiv, Ja zu sagen.
00:31:12: Und dann der nächste Schritt, das sind dann so genannte Weichen,
00:31:15: Nein, in denen du nicht aktiv zu jemanden sagen musst,
00:31:18: Nein, ich will das nicht,
00:31:20: sondern dich so ein bisschen hinter so einem halben,
00:31:23: so einem Weichen, Nein, so ein bisschen verstecken kannst.
00:31:25: Zum Beispiel, wenn jemand mit einer Aufgabe auf dich zukommt,
00:31:28: kannst du sagen, du, ich hab gerade viel zu viel auf dem Tisch.
00:31:31: Wenn es dringend ist, dann fragt lieber jemand anderen.
00:31:33: Aber aufmeld dich gerne bei mir, wenn das nächste Woche
00:31:35: oder wann auch immer immer noch aktuell ist.
00:31:37: Oder hey, ich kann nicht, aber frag doch mal Thomas.
00:31:40: Und dass wir da auch dieses Unwohl sein,
00:31:42: dass gerade Frauen, dass gerade mehrfach marginalisierte Personen
00:31:45: haben mit dem Thema Nein, weil sich's unverschämt unerhört, anhört,
00:31:48: sich selber quasi zu respektieren,
00:31:51: dass wir so quasi so einen kleinen,
00:31:53: ja, so einen kleinen Umweg machen,
00:31:55: mit dem wir selber uns ein bisschen wohler fühlen.
00:31:57: Das kann auch so was sein, wie, hey, bis ich mich in das Thema
00:32:00: eingearbeitet habe, wirst du viel, viel mehr Zeit gebraucht haben,
00:32:03: als wenn du einfach direkt das alleine oder mit jemand anderem machst.
00:32:06: Oder sagst, hey, ich übernehme das gerne, fragst du die Führungskraft,
00:32:10: was mit den anderen Aufgaben passieren soll,
00:32:12: die ich jetzt gerade erledigen soll.
00:32:14: Klär du mal mit der Führungskraft, was ich mit meinen eigenen Aufgaben machen soll.
00:32:17: Oder umgekehrt, wenn es von der Führungskraft kommt,
00:32:19: dann sagst du, okay, kann ich machen?
00:32:21: Was soll ich dir priorisieren?
00:32:23: Und das ist dann die Situation, wo du dann quasi nicht aktiv Nein sagen musstest,
00:32:26: aber der anderen Person halt klar sagt, sorry, du kannst mir nicht nochmal
00:32:29: dir nicht der Akte auf den Tisch schmeißen.
00:32:31: Sorry, wir sind in Deutschland, wir sind nicht digitalisiert.
00:32:33: Ich glaube, das Aktenbild ist immer noch für alle nachvollziehbar,
00:32:36: auch plastisch.
00:32:37: Genau, und da geht es dann eben darum, dass du schrittweise
00:32:41: auch immer wieder mit Rückschlägen, gerade weil du dich selber nicht traust,
00:32:44: weil du gerade dann dich auch selber über dich ärgerst,
00:32:46: dass du wieder nicht für dich selber eingestanden bist,
00:32:48: in so kleinen Schritten quasi mehr und mehr Lernsthal zu sagen,
00:32:51: ich möchte das nicht, und das ist Grund genug.
00:32:54: Mein Lieblingssätze ist ja Nein, ist ein vollständiger Satz.
00:32:57: Ich muss dir nicht erklären, warum, ich schulde dir keine Rechtfertigung,
00:33:00: es reicht, dass ich es nicht möchte,
00:33:02: und dass wir uns auch dessen bewusst sind, dass ein Nein
00:33:05: bei manchen Bevölkerungsgruppen eben anders gewertet wird als bei anderen.
00:33:09: Und diese gleichen Bevölkerungsgruppen gleichzeitig gelernt haben,
00:33:13: dass es unanständig ist, dass es unhöflich ist.
00:33:16: Und dass wir auch deswegen genediger mit uns selber umgehen
00:33:20: innerhalb dieses Lernprozesses, weil wir so viel zu verlernen haben
00:33:23: und gleichzeitig extern unter erschwerten Bedingungen das machen müssen,
00:33:27: weil zum Beispiel Männer nicht nur im sexuellen Beziehungskontest,
00:33:31: dass Nein einer Frau ja als Ausgangspunkt überhaupt für eine Verhandlung sehen.
00:33:35: Also, wenn ein Mann Nein sagt, dann ist das das Ende einer Diskussion.
00:33:39: Und wenn eine Frau Nein sagt, ist das der Anfang einer Verhandlung.
00:33:43: Das hat Gavin The Backwood gesagt, ein sensationeller Autor,
00:33:46: der quasi aus der Kriminologie darüber schreibt,
00:33:49: wie Frauen über ihr Bauchgefühl eigentlich wissen,
00:33:51: wenn sie in einer Gefahrensituation sind und aus Höflichkeit wie mich nachgeben.
00:33:55: Anderes Thema, aber kann ich sehr empfehlen, das Buch heißt "Vertraue der Neangst",
00:33:59: in dem beziehe ich mich auch sehr viel in meinem Buch.
00:34:01: Auf jeden Fall, aber da geht es genau darum,
00:34:03: dass wir als Frauen gewohnt sind, wenn wir Nein sagen, geht die Diskussion erst richtig los.
00:34:07: Und sich dessen bewusst zu sein, einfach, dass wir unter erschwerten Bedingungen das machen.
00:34:11: Und bei mir ist das dann halt zum Beispiel so, dass ich früher, also nicht immer,
00:34:15: heute gibt es, was ihr das auch noch mal,
00:34:17: dass ich heute zum Beispiel wesentlich schärfer werde,
00:34:20: in dem Moment, in dem mein Nein nicht akzeptiert wird.
00:34:23: Weil ich dann sitze, so wenn ich Nein sage und du jetzt doch mal nachdrückst,
00:34:27: dann zeigst du mir, wie wenig Respekt du hast vor mir.
00:34:30: Und in Situationen, in denen man das nicht so konfrontativ machen kann,
00:34:34: wir können uns ja auch nicht erlauben, so scharf zu sein,
00:34:37: und ich empfehle, wie das die Band Sixthen gehandhabt hat.
00:34:40: Ein tolles Rap-Dur aus Berlin, die es leider nicht mehr gibt.
00:34:43: Die sind auf ihren Festival-Touren, auf ihren Konzerten,
00:34:46: haben sie immer eine Hymne angestimmt.
00:34:48: Und die ging so, Nein heißt Nein, na na na na na.
00:34:54: Und das ist eine sehr spielerische Art, die ich auch sehr, sehr gerne im Alltag benutze,
00:34:58: um Situationen quasi zu deeskalieren.
00:35:01: Und das auch quasi nicht sexuellen Kontexten zu etablieren.
00:35:04: So wenn eine Person Nein sagt und du nachdrückst,
00:35:07: dann kann diese Person einfach sagen Nein heißt Nein, na na na na.
00:35:10: Dann ist es lustig, denn dann ist es nicht zu ernst,
00:35:12: und da sind wir keine Spaßverderberin, aber die Message ist rübergekommen.
00:35:16: Und ich weiß, das funktioniert nicht in jedem beruflichen Kontext,
00:35:19: in jedem professionellen Kontext, aber ich habe das in meinem Umfeld tatsächlich schon ganz gut etabliert,
00:35:23: wo dann die Leute tatsächlich sogar Männer damit ganz gut umgeben können,
00:35:27: weil man das dann quasi mit so einem humoristischen Drehen nochmal quasi bestärken kann,
00:35:31: dass eigentlich alle schon längst hätten wissen und respektieren müssen.
00:35:34: Superimpulse, vielen Dank dafür.
00:35:37: Ich wüsste gerne abschließend noch von dir, welche langfristigen Veränderungen du gesehen hast,
00:35:42: dadurch, dass du deine Arbeit umgestellt hast.
00:35:44: Also wie hat sich dein Arbeitsleben aber auch Leben verändert,
00:35:48: durch die Art anders zu arbeiten?
00:35:52: Ich bin dankbarer für Sachen, die vorher selbstverständlich waren.
00:35:59: Ich habe einfach die Möglichkeiten zu sagen, wenn es mir nicht gut geht, lege ich mich ins Bett.
00:36:04: Ich habe seit ein paar Monaten weniger Kopfweh, es ist nicht weg, aber es ist weniger.
00:36:09: Und das heißt, dass ich wieder Bücher lesen kann.
00:36:11: Ich verschlinge Bücher wirklich wie eine Leseratte, die ich als Kind war,
00:36:15: weil mir das so gefehlt hat.
00:36:17: Also es sind die ganz, ganz kleinen Sachen,
00:36:19: wo ich wieder ein Stückchen Lebensqualität zurückbekomme, die für mich unheimlich wertvoll sind.
00:36:23: Was ich merke, ist, dass ich diese Grenzen jetzt irgendwie anders für mich wahrnehme
00:36:29: und setze ich natürlich auch anders mit Leuten zusammenarbeiten.
00:36:32: Also ich habe natürlich auch per se ein sehr empathisches Umfeld,
00:36:36: aber predige und lebe diese Empathie jetzt auch ganz anders.
00:36:39: Also sowohl was irgendwie die Rücksichtnahme im eigenen Team, im eigenen Organisation angeht,
00:36:43: als auch nach außen, wo ich merke, dass Leute auch wahnsinnig erleichtert sind,
00:36:49: wenn man ihnen mit Verständnis entgegenkommt, weil sie das auch gar nicht gewohnt sind,
00:36:52: und sagt, hey, wenn es dir schlecht geht, dann geht es dir schlecht, Punkt.
00:36:54: Und wir machen uns alle selber schon genug Druck,
00:36:56: damit brauchen wir nicht auch noch Druck von außen.
00:36:59: Also das Zusammenleben mit den Menschen in meinem Umfeld auf jeden Fall sehr, sehr viel empathischer
00:37:04: und verständnisvoller gewesen ist, was gerade den Umgang mit den eigenen Ressourcen angeht.
00:37:08: Und ich mich auch nochmal anders, auch nochmal mit dem,
00:37:12: wer ich bin auseinandergesetzt habe, weil zum Beispiel so die große Ironie ist,
00:37:16: dass Leute sich immer nicht vorstellen können,
00:37:18: dass ich mich eigentlich als Introvertier bezeichne.
00:37:21: Und das bedeutet klar, ich fühle mich auch mal wohl in größeren Gruppen,
00:37:24: und ich kann da auch mal irgendwie, ich meine, verstehe mich nicht falsch,
00:37:26: ich bin Sternzeichen Löwe, ja, so.
00:37:28: Ich bin schon so eine Ramptensau, aber nichtsdestotrotz,
00:37:31: ich verbringe gerne sehr, sehr viel Zeit alleine zu Hause.
00:37:34: Und was mir in diesem Kontext jetzt gerade auch sehr in die Karten spielt,
00:37:37: es gibt oft Dokumente, wo ich verzweifle und auch wirklich heulend im Bett lege,
00:37:41: weil ich gerne rausgehen würde, aber mein Körper bis in die Fingerspitzen einfach sagt,
00:37:45: nein, du bleibst hier, aber gleichzeitig ich sehr gut mit mir selber klarkomme.
00:37:50: Und dadurch auch eine Möglichkeit gefunden hat,
00:37:52: mich mit dem Schicksal, dass ich jetzt habe, auch besser abzufinden,
00:37:54: weil ich sage, das sind wiederum Aspekte der Krankheit,
00:37:57: die ich, sag mal, mit meiner Persönlichkeit zusammenpassen,
00:38:00: dass ich viel im Bett lege, dass ich inzwischen,
00:38:02: kann ich Gott sei Dank auch wieder Netflix und Serien schauen,
00:38:05: muss da noch sehr, sehr aufpassen, weil ich eigentlich nur noch komme,
00:38:08: die schaue, dass ich schon tausendmal gesehen habe,
00:38:10: weil viele andere Formate mich zu sehr anstrengen.
00:38:12: Auch das Kostepkraft, Drama Kostepkraft, Thriller Kostenkraft,
00:38:16: Nachrichten Kostenkraft.
00:38:18: Und das heißt, dass dadurch irgendwie ein wesentlich achtsameres,
00:38:22: menschlicheres, rücksichtsvolles Leben,
00:38:24: sowohl in meinem persönlichen Umfeld, also sowohl privat,
00:38:28: als auch beruflich sich quasi dadurch bei mir ergeben hat.
00:38:31: Marta, ich danke dir, dass du heute meine Gästin warst.
00:38:35: Super, toll, deine Erfahrungen mitbekommen zu dürfen.
00:38:39: Ich wünsche dir alles Gute, gute Genesungen weiterhin.
00:38:43: Und dein Buch, Konsequenz 60%,
00:38:46: verlinke ich in den Show Notes für alle, die es interessiert
00:38:48: und da tiefer einsteigen wollen.
00:38:50: Also vielen Dank und alles Gute für dich.
00:38:52: Vielen Dank, dass ich da sein durfte.
00:38:55: [Musik]
00:39:01: und das Phalangene aus dem Zoopus in der nächste Steilung.