00:00:00: Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe von Kopfherz erfolgt, dein Podcast
00:00:13: für eine erfüllte Karriere.
00:00:14: Mein Name ist Janike und ich habe letzte Woche an dieser Stelle eine Umfrage mit dir geteilt,
00:00:19: nämlich zur Neuausrichtung und Überarbeitung dieses Podcastsformats.
00:00:24: Wenn du teilgenommen hast, dann vielen, vielen Dank für deine Rückmeldung.
00:00:26: Wenn du noch nicht teilgenommen hast, dann nutze gerne die Chance, das noch einmal zu
00:00:30: tun.
00:00:31: Dein Feedback wird mir wirklich helfen, den Podcast weiterzuentwickeln, damit er für
00:00:36: dich wirklich den Nutzen hat, den er haben soll.
00:00:38: Den Link zur Umfrage findest du in den Shownotes.
00:00:41: Ich sage ganz herzlich Danke für deine Unterstützung und komme zum Thema dieser Folge.
00:00:46: Eigentlich wollte ich ja das Gespräch mit Martha Dozinski mit dir teilen.
00:00:50: Martha Dozinski ist ja die Geschäftsführerin der Swarms Initiative und Autorin von dem
00:00:55: Buch "Konsequent 60%".
00:00:57: Leider gab es eine Terminkollision, sodass wir unseren Termin verschieben mussten.
00:01:02: Du kannst sich also nach wie vor auf das Gespräch freuen, nur eben zu einem späteren Zeitpunkt.
00:01:06: Ich habe dann überlegt, was ein gutes alternatives Thema sein könnte und bin zu dem Thema gekommen,
00:01:13: das glaube ich uns alle beschäftigt.
00:01:15: Und zwar die Ergebnisse der Europawahlen am vergangenen Sonntag.
00:01:19: Knapp 16% der Menschen in Deutschland haben die AfD gewählt.
00:01:24: Die AfD landete damit auf Platz 2, das muss man sich mal vorstellen.
00:01:28: Und anders formuliert kann man sagen, jeder oder jede Sechste hat für die AfD gestimmt.
00:01:34: Und damit haben sich 16%, knapp 16% für eine Partei entschieden, die in Teilen rechtsextrem ist,
00:01:41: die undemokratisch ist und das Leben bedroht, wie wir es heute hier führen können.
00:01:47: Und der Frage, die ich heute hier im Podcast nachgehe, ist, wie gehen wir mit Kolleginnen
00:01:53: um die Rechts- oder undemokratisch gewählt haben und die sich vielleicht in der Mittagspause
00:01:57: oder im Meeting oder bei welcher Gelegenheit auch sonst rassistisch, antifeministisch oder
00:02:03: auch menschenverachten im Allgemeinen äußern.
00:02:06: Wie gehen wir damit um?
00:02:07: Ich finde, weghören ist keine Option mehr, keine Grenzen setzen ist keine Option mehr
00:02:13: und wir müssen lernen, wie wir mit solchen Situationen umgehen können, wie wir darauf
00:02:17: reagieren können, um unsere Werte und die Demokratie zu schützen.
00:02:21: Ich wünsche dir trotz eines schweren Themas viel Freude beim Hören, Daniel Nike.
00:02:26: Ich möchte dir eine kurze Passage von dem Schriftsteller Erich Kästner vorlesen.
00:02:35: Die Ereignisse von 1933 bis 1945 hätten spätestens bis 1928 bekämpft werden müssen.
00:02:45: Später war es zu spät.
00:02:47: Man darf nicht warten bis der Freiheitskampf Landesverrat genannt wird.
00:02:51: Man darf nicht warten bis aus dem Schneeball eine Lawine geworden ist.
00:02:54: Man muss den rollenden Schneeball zertreten.
00:02:57: Die Lawine hält keiner mehr auf.
00:02:59: Sie ruht erst, wenn sie alles unter sich begraben hat.
00:03:03: Weiter schreibt er, drohende Diktaturen lassen sich nur bekämpfen, ehe sie die Macht übernommen
00:03:08: haben.
00:03:09: Es ist eine Angelegenheit des Terminkalenders, nicht des Heroismus.
00:03:13: Dieses Zitat von Erich Kästner ist heute aktueller denn je.
00:03:17: Wir dürfen nicht warten bis es zu spät ist.
00:03:20: Wir dürfen nicht sagen, naja, so viel ist ja noch nicht passiert und so schlimm wird es
00:03:24: schon nicht.
00:03:25: Wir müssen jetzt frühzeitig und entschlossen handeln, um unsere Demokratie zu schützen
00:03:30: und gegen diskriminierende und menschenverachtende Einstellungen vorzugehen.
00:03:34: Und das kann auch im kleinen Beginn, im täglichen Umgang mit unseren Kollegen und Kolleginnen,
00:03:39: auf jeden Fall mit den Menschen, mit denen wir zu tun haben und wie du das tun kannst,
00:03:44: das werde ich dir im Folgenden vorstellen.
00:03:46: Zuallererst gilt es die eigenen Gefühle zu reflektieren und ihnen Raum zu geben.
00:03:51: Bestürzungen, Wut und Traurigkeit sind normale Reaktionen auf solche Entwicklungen, mit denen
00:03:57: wir zu tun haben und die das Leben, das wir leben, bedrohen und ganz massiv auch das
00:04:01: Leben bedrohen von diskriminierten Bevölkerungsgruppen.
00:04:05: Es ist wichtig, diesen Emotionen Raum zu geben, sie zu verarbeiten, um dann klar und
00:04:10: ruhig handeln zu können.
00:04:11: Wut kann auch eine wunderbare Triebfeder sein, um aktivistisch tätig zu werden, um Dinge
00:04:17: zu verändern.
00:04:18: Ich neige teilweise dazu vor einem so vollen Terminkalender zu sagen, ich kann mich damit
00:04:23: nicht beschäftigen, ich kann mich davon nicht runterziehen lassen, ich muss irgendwie meine
00:04:26: Dinge geregelt bekommen, mit meinen Kindern umgehen, Probleme lösen, die auftauchen,
00:04:31: meinen Job irgendwie auf die Kette bekommen.
00:04:33: Also ich hab manchmal das Gefühl, ich hab gar keine Zeit, mich diesen Thema zu widmen
00:04:38: und gleichzeitig weiß ich, es ist so wichtig und es ist kein Heroismus, sondern es ist
00:04:43: eine Frage des Terminkalenders, wie viel Priorität räumen wir diesen Themen ein und das kann
00:04:48: auch im ganz kleinen Passions, es können Mini-Schritte sein, ein Minianagement, Hauptsache, wir
00:04:53: tun etwas und wir stehen für unsere Werte ein.
00:04:56: Ein zweiter ganz wichtiger Punkt ist die politische Bildung.
00:05:00: Ich hab das angefangen mit einem Podcast Interview tatsächlich ein bisschen intensiver zu machen,
00:05:05: und zwar war Micha Fritz einmal bei mir im Podcast zu Gast und der hat mir so ein bisschen
00:05:10: die Augen geöffnet, was man tun kann, um sich zu bilden, um zum Beispiel gegen
00:05:15: rassistische Äußerungen vorzugehen. Ich habe mich früher total überfordert
00:05:19: gefühlt, wenn sich jemand rassistisch geäußert hat. Wenn sich jemand
00:05:22: antifeministisch geäußert hat. All das erfordert Bildung und Argumente, um
00:05:27: dagegen argumentieren zu können, um ins Gespräch gehen zu können. Und da hilft
00:05:32: wirklich sich weiter zu bilden. Und das muss auch gar nichts großes sein. Also,
00:05:36: man kann Podcast hören, man kann auf Instagram Menschen folgen, man kann
00:05:40: Bücher lesen. Also, es gibt wahnsinnig viele Dinge, die du tun kannst, auch im
00:05:44: Kleinen, um dich weiterzubilden. Und das kann ich dringend nur empfehlen. Für
00:05:48: mich ist vieles klarer geworden, seitdem ich mich da mehr miteinander gesetzt
00:05:52: habe. Und auch wenn ich natürlich noch viel, viel mehr tun könnte und mich viel
00:05:55: mehr weiterbilden könnte, habe ich mittlerweile schon ein ganz anderes
00:05:59: Verständnis in Gesprächen gegen etwas auch aufzustehen, Argumente zu liefern
00:06:05: dagegen, eine Meinung zu vertreten zu diesem Thema und fühle mich nicht mehr
00:06:08: so absolut überfordert und erschlagen, wenn solche Äußerungen kommen. Also, es
00:06:12: hilft wirklich sich da weiterzubilden und Empfehlungen, wie man das tun kann,
00:06:16: habe ich dir auf jeden Fall in die Show Notes gelegt. Also, einige Buchempfehlungen
00:06:20: findest du dort, mit denen du starten kannst, wenn du möchtest. Durch diese
00:06:25: Ressourcen können wir uns besser vorbereiten und sachlich fundierte
00:06:28: Argumente in Diskussion einbringen. Was können wir noch machen? Das Gespräch
00:06:32: suchen. Wenn wir mitbekommen, dass in unserem Arbeitsumfeld Menschen sich
00:06:38: diskriminierend äußern, ausgrenzen äußern, vielleicht erzählt sogar jemand,
00:06:43: dass er oder sie die AfD gewählt hat, dann gilt es hinzuhören und nicht den
00:06:49: Konflikt zu vermeiden, sondern das Gespräch zu suchen und auch solche
00:06:54: möglicherweise schwierigen Gespräche zu führen. Auch wenn es möglicherweise
00:06:58: schwer fällt, bleib respektvoll. Aggression führt selten zu einem
00:07:03: konstruktiven Austausch. Wenn du dir unsicher bist argumentativ, kannst du
00:07:08: Fragen stellen. Am besten stellst du offene Fragen, um die Beweggründe der
00:07:12: anderen Personen zu verstehen. Zum Beispiel, warum hast du diese Partei gewählt oder
00:07:16: welche Probleme siehst du, die diese Partei deiner Meinung nach löst oder
00:07:20: welche Lösungen bietet dir diese Partei. Versuche aktiv zuzuhören, ohne sofort
00:07:25: zu urteilen oder zu unterbrechen. Es geht darum, dein Interesse zu signalisieren,
00:07:31: verstehen zu wollen, was die andere Person bewegt, aber ich würde sagen
00:07:35: definitiv nur bis zu einer gewissen Grenze. Umfragen zeigen, dass 51% die AfD
00:07:40: wirklich aus Überzeugung gewählt haben und 54% die AfD aus Enttäuschung über
00:07:45: andere Parteien gewählt haben. Also ich würde sagen, es gibt Grenzen, nämlich
00:07:49: da, wo es wirklich um menschenverachtende, ausgrenzende Äußerungen geht.
00:07:54: An diesen Stellen sollten wir definitiv Klarhaltung beziehen. Wir sollten sagen,
00:07:58: dass solche Äußerungen für uns einfach nicht akzeptabel sind. Beispielsweise
00:08:02: könntest du sagen, ich finde es nicht in Ordnung, so über andere Menschen zu
00:08:05: sprechen. Und wenn das mit Arbeitskolleginnen und
00:08:07: Kolleginnen passiert, dann kannst du auch immer wieder an die Werte und
00:08:11: Verhaltensregeln in eurem Unternehmen erinnern, die ja in der Regel Respekt und
00:08:15: Inklusion fördern sollen. Wenn das alles nicht hilft, dann kannst du dir natürlich
00:08:20: auch Unterstützung suchen, Unterstützung ist immer hilfreich, finde ich. Zum
00:08:23: Beispiel kannst du dich mal informieren, ob es bei euch Antidiskriminierungsbeauftragte
00:08:27: gibt oder du kannst gucken, ob es Mediatoren oder Coaches gibt, die du hinzuziehen
00:08:32: kannst, die auf Konfliktmanagement und Diversity spezialisiert sind. Und
00:08:37: natürlich könnt ihr auch ein Team-Meeting zu dem Thema einberufen. Also wenn es
00:08:41: wirklich auch zu einem Thema im Team wird, dass ihr da offen darüber sprecht, dass
00:08:46: ihr die Führungskraft mit einbezieht und euch gemeinsam darüber klar werden, welche
00:08:50: gemeinsamen Werte eigentlich in eurem Team vertreten werden sollen. Neben dem
00:08:55: direkten Umgang mit Kolleginnen können wir natürlich auch langfristig für die
00:09:00: Stärkung der Demokratie und der Vielfalt beitragen. Wir können uns
00:09:04: beispielsweise einsetzen, dass es Schulungen bei uns im Unternehmen gibt
00:09:09: zu den Themen Vielfalt, Inklusion oder Antidiskriminierung. Wir können
00:09:13: Netzwerke und Initiativen gründen oder uns bei welchen einbringen, die sich für
00:09:18: demokratische Werte und gegen Diskriminierung einsetzen. Wir können
00:09:21: auch Vorbild sein und die Werte leben, die wir vertreten. Unser Verhalten kann
00:09:26: immer einen positiven Einfluss auch auf andere haben und ein Zeichen setzen. Ich
00:09:30: glaube, die Ergebnisse der Europawahl sind für uns alle ein Wegruf gewesen.
00:09:34: Am Arbeitsplatz bedeutet das, aktiv und klar gegen menschenverachtende
00:09:39: Äußerungen vorzugehen und die Werte der Demokratie zu verteidigen. Es ist mit
00:09:43: Sicherheit nicht einfach, aber es ist notwendig. Und gemeinsam können wir ein
00:09:47: Arbeitsumfeld schaffen, das von Respekt, Toleranz und Offenheit geprägt ist.
00:09:52: Ich hoffe, diese Folge hat dir einige hilfreiche Impulse gegeben und ich hoffe,
00:09:56: dass du einige Dinge und Ideen für dich mitgenommen hast, was du tun kannst, um
00:10:00: dich für unsere Demokratie einzusetzen und für das Wohl ergehen aller Menschen,
00:10:05: mit denen wir zusammen leben und auch zusammenarbeiten.
00:10:08: Ich wünsche euch noch eine ganz wunderbare Woche. Bis zur nächsten Folge, dein
00:10:12: Janike.
00:10:14: Copyright WDR 2021
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